Großbrand in Lügde / 257 Freiwillige aus zwei Bundesländern löschten und kühlten Lösungsmitteltanks. Am 14.06.2004 stieg am Vormittag über dem Chemie- Unternehmen EFTEC an der Pyrmonter Straße in Lügde eine Riesige Rauchwolke bis in eine Höhe von 1000 Metern auf, und sie verdunkelte zeitweise die Sonne.
Die riesige Rauchsäule war pechschwarz, furchterregend und schon von Emmerthal aus zu sehen. Schwaden zogen über die Ottensteiner Hochebene hinweg verfolgt von Polizeihubschrauber Hummel, der in Dortmund gestartet war. über Funk meldeten die Piloten der Einsatzleitung, in welche Richtung der Wind die Rußwolke drückte. Wir haben laufend aktuelle Meldungen aus der Luft erhalten. So konnten wir die Bevölkerung rechtzeitig über lokale Radiosender warnen, sagte Kriminalhauptkommissar Uwe Bauer, Sprecher der Kreispolizeibehörde Lippe. Via Rundfunk wurden die Bewohner aufgefordert, Fenster und Türen zu schließen. Polizei und Feuerwehr fuhren zusätzlich durch die Orte, machten Lautsprecherdurchsagen. Vorsorgliche Maßnahmen, so Uwe Bauer. Niemand wusste zunächst, welche Stoffe sich in der Qualmwolke befinden. Eine riesige Wand aus Feuer und Rauch:
Von einer Drehleiter wird das Großfeuer bekämpft. Acht Spezialtrupps darunter Messwagen des Landkreises Hameln-Pyrmont führten Schadstoffmessungen durch in der Kurstadt ebenso wie in den Döfern der Hochebene. Mehr als zwei Stunden nach Ausbruch des Großbrandes gab die Feuerwehr Entwarnung: Die Werte lagen überall unterhalb der Toleranzgrenze, sagten übereinstimmend Lügdes Stadtbrandmeister Meinolf Haase und Hameln-Pyrmonts Kreisbrandmeister Dieter Schulz. Für die 257 Freiwilligen der 15 Feuerwehren, die aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zu der in Flammen stehenden Produktions- und Lagerhalle fuhren, war es ein überaus gefährlicher Löscheinsatz: Zum einen flogen Unmengen von Spraydosen in die Luft. Zum anderen bestand akute Explosionsgefahr, weil Lösungsmitteltanks in der Nähe des Brandortes standen. Es mussten sechs 13 000-Liter-Behälter mit Wasser gekühlt werden, sagte Kreisbrandmeister Schulz. Diesen heißen Job übernahm die Feuerwehr Bad Pyrmont. Den Männern um Stadtbrandmeister Jürgen Bitterling gelang es, Schlimmeres zu verhindern. Polizisten sperrten den Gefahrenort weiträumig ab. Wir haben Personen evakuiert, die in der Nähe des Brandortes wohnen und arbeiten, sagte Kriminalhauptkommissar Bauer. Der Zugverkehr auf der Bahnlinie Altenbeken-Hannover wurde bis 12.30 Uhr eingestellt, die Oberleitung geerdet. Für die Löschmannschaften gab es jede Menge zu tun: Meine Kameraden aus Bad Pyrmont, Holzhausen, Hagen, Löwensen, Thal, Baarsen, Neersen, Großenberg, Kleinenberg und Eichenborn haben Schlauchleitungen verlegt, Wasser gefördert und über die Pyrmonter Drehleiter in die Flammen gespritzt, sagte Bitterling. Frauen und Männer aus Nordrhein-Westfalen löschten und schützten Nachbargebäude. Es galt, ein übergreifen des Feuers auf eine Gärtnerei und ein Hochregallager zu verhindern, sagte Lügdes Wehrchef Meinolf Haase. Die Zusammenarbeit mit den Löschzügen aus Lügde, Horn-Bad Meinberg, Schieder- Schwalenberg, Blomberg und Barntrup klappte traditionell gut. Die Kräfte kennen sich schon lange, sind ein eingespieltes Team. Das Feuer war am Nachmittag gelöscht. Für die Freiwilligen ging die Arbeit aber weiter: Vorausschauend hatten die Helfer Kanalschächte abgedichtet. Es sollte kein kontaminiertes Löschwasser in die Emmer laufen, sagte Meinolf Haase. Tankwagen eines Entsorgungsunternehmens brachten das aufgefangene Wasser zur Kläranlage nach Bad Pyrmont. Am Abend meldeten Experten des nordrhein-westfälischen Umweltamtes: Alles im grünen Bereich. Auch am Löschwasser ist nichts auszusetzen. In der 120 mal 80 Meter großen Halle hatte es um 9.49 Uhr eine Stichflamme gegeben warum, das ist noch unklar. Fest steht: Benzin wurde in einen Behälter gepumpt, der auf einer Waage stand. Spezialisten der Kriminalpolizei suchen nach der Ursache. Um 17.45 Uhr war das Feuer nach 8 Stunden endlich gelöscht