Realistisch geübt: Zugunglück in Kirchohsen

Nächtlicher Großalarm: Retter probten den Ernstfall
Übung deckte Fehler auf / Zu wenig Funkgeräte Wer in der Nacht zu Sonntag auf der Bundesstraße 83 unterwegs war und zwischen den Abfahrten nach Emmerthal in Richtung Hämelschenburg blickte, der musste an eine Katastrophe denken: In einem Meer aus Blaulichtern standen angestrahlt von Halogenscheinwerfern ein Güterzug und eine S-Bahn.

Zwischen den Zügen waren Feuerwehrleute damit beschäftigt, kompliziert eingeklemmte Menschen aus einem demolierten Autowrack zu schneiden. Notarzt-, Rettungs- und Krankenwagen sowie Feuerwehrfahrzeuge standen neben den Schienen. Auf einer Wiese bauten Sanitäter einer Spezialeinheit aus Marienau eine Verletzten-Sammelstelle auf. Gott sei Dank war alles nur eine großangelegte Rettungsübung, ausgearbeitet von Kay Leinemann, dem stellvertretenden Chef der Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst, und dem Pyrmonter Stadtausbildungsleiter Klaus Vogt.

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Patienten-Sammelstelle auf einem Feld Notärzte sichten.

Zum ersten Mal in der Geschichte des Landkreises wurde das so genannte Leitende-Notarzt-System komplett aktiviert. Ein Leitender Notarzt hat die Aufgabe, Verletzte zu sichten. Er allein entscheidet im Katastrophenfall, welchem Patienten sofort, später oder gar nicht geholfen wird. Ebenfalls nach Emmerthal gerufen: Die als Konsequenz aus dem Chemiezug-Unglück von Bad Münder mit Erdungsstangen für die Oberleitung ausgerüstete Feuerwehr Bad Pyrmont und ein Starkstrom-Experte der Pyrmonter Stadtwerke. Für die Betreuung der 60 teils schwerstverletzten Reisenden wurden Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG) aus Hameln und Marienau alarmiert. Die Großübung begann gestern früh um 2.29 Uhr und wurde um 4.30 Uhr abgebrochen. In den kommenden Tagen und Wochen sollen die Protokolle und Beobachtungen ausgewertet werden. Bereits gestern stand fest: Nicht alles ist optimal gelaufen. Es wurden Fehler aufgedeckt und das ist gut so, waren sich Kreisbrandmeister Dieter Schulz und Gerhard von Zobeltitz, Fachbereichsleiter Ordnung und Sicherheit beim Landkreis, einig. Dr. Oliver Kasting vom Team Leitende Notärzte sprach Kommunikationsprobleme an, die zu Schwierigkeiten bei der Koordination geführt hätten. Der Mediziner: Das Zusammenspiel zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst muss im Bereich der Leitungsebene verbessert werden. Und wir brauchen mehr Funkgeräte. Stichwort Bahnerdung: Der Einsatz hat gezeigt, dass auf diesem Gebiet noch geübt werden muss. Erst 63 Minuten nach dem ersten Notruf waren die beiden Gleise von der Feuerwehr und den Stadtwerken geerdet worden, sagte der Notfall-Manager der Bahn, Peter Jahn. Verkehrstechnische Probleme gab es auch: Auf dem Feldweg, der zum Übungsort führte, hatten sich die Einsatzfahrzeuge zeitweise gegenseitig behindert.

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